Deutsche Cross Meisterschaften
Martin Grau verliert sichere Goldmedaille bei deutschen Crossmeisterschaften
Bronze für den Hindernisspezialisten – Team schrammt auf Platz 4 knapp an Medaille vorbei
Martin Grau galt als großer Mitfavorit bei den Deutschen Crossmeisterschaften in Markt Indersdorf vor den Toren Münchens. In einem für alle Beteiligten verrückten Rennen über 4.4 km der Männer Mittelstrecke blieb am Ende großes Kopfschütteln und ein Bronzeplatz.
Aber der Reihe nach. Die Vorzeichen beim nationalen Crosshöhepunkt waren bereits nicht die besten für den LSC Höchstadt. Der widererstarkte Bastian Grau musste sein Comeback wegen eines Ermüdungsbruches im rechten Schienbein, vermutlich durch einen nicht diagnostizierten akuten Vitamin D Mangels, unterbrechen. Marco Kürzdörfer lag eine Woche zuvor mit einer Grippe im Bett und Tobias Budde hatte noch am Vortag leichtes Fieber. Am Wettkampftag selbst meldete sich noch Florina Lang ab – er hatte nach 17 Stunden im Nachtdienst bei der Berufsfeuerwehr keine Kraft mehr. Damit platze auch noch das zweite Team des LSC. All das beeindruckte Martin Grau nicht, er konnte zwar bis Anfang Januar nur eingeschränkt trainieren, erst ein Bundewehrlehrgang, dann ein Zwicken in der Kniekehle verhinderten optimales Training, aber die letzten Wochen liefen richtig gut bei dem Ausnahmetalent. Nach dem Sieg bei den mittelfränkischen und bayerischen Crosslaufmeisterschaften musste man in Markt Indersdorf mit ihm rechnen. Und so ging der noch 22jährige auch das Rennen auf der sehr anspruchsvollen Strecke an. Bereits in der Einführungsrunde lag er an der Spitze und trotz eines Sturzes am Zielhang hatte er in Runde 3 teilweise einen Vorsprung von 30 Metern zu seinen Verfolgern. Dann kam der alles entscheidende Moment des Rennes. Ein übereifriger Zielkampfrichter hatte sich beim Rundenzählen verzählt und forderte den Biengartner optisch wie verbal lautstark zum Einbiegen in den Zielkanal auf. Martin Grau gab später zu Protokoll, dass er sich schon bewusst war eine weitere Runde laufen zu müssen, aber er vertraute dem Kampfrichter. Im langen Zielkanal musste er feststellen wie seine Verfolger in die letzte Runde einbogen. Geistergegenwärtig überwand er die Absperrungen zurück auf die Strecke und nahm die Verfolgung auf. Vom Adrenalin getrieben übernahm er kurze Zeit später wieder die Führung, doch das alles kostete zu viel Kraft und Nerven. Auf der letzten langen Geraden wurde er zuerst von Benedikt Karus (LG Nordschwarzwald) und dann noch vom stark aufkommenden Jannik Arborgast (LG Karlsruhe) abgefangen. Im Ziel konnte er gerade noch Platz 3 zeitgleich vor Tobias Gröbel von der LG Zusam verteidigen.
Auf Platz 16 kam nach einem starken Auftritt Mittelstreckler Marco Kürzdörfer ins Ziel. Tobias Budde verließ auf der letzten Runde die Kraft, so kam sogar sein Teamkollege Zacharias Wedel ihm mit Platz 28 zu 29 bedrohlich nahe. Bahnspezialist Christian Amon lief ein solides Rennen auf Platz 46 der 77 Finisher. Trainer Markus Mönius legte sofort nach dem Rennen Protest ein, nicht für die Einzelwertung, denn diese wäre nicht mehr zu ändern gewesen, aber für die Mannschaftwertung, denn der LSC lag nach erstem Überblick im Rennen um einen Bronzeplatz, den man event. durch die schlechtere Einzelplatzierung von Martin Grau verloren hätte. Nach längerer Auswertung stand aber fest, dass man trotz möglicher Punktgleichheit mit dem Team aus Karlsruhe am Ende „nur“ Platz 4 erreicht hatte, denn bei Puntgleichheit zählt der bessere dritte Läufer und den hatten die Karlsruher. Martin Grau konnte mit etwas Abstand dem ganzen auch etwas Positives abgewinnen: „ Das Rennen hatte alles nur keine Rangelei und ich hatte die nationale Konkurrenz im Griff, das lässt für den Sommer hoffen.“ Und darauf kommt es für den Hindernisspezialisten an, er möchte seinen nationalen Spitzenplatz verteidigen und Deutschland bei der Team EM in Russland und Einzel WM in China vertreten. Dafür ist er kurz nach der DM mit seinem Zwillingsbruder für drei Wochen in Höhentrainingslager in die USA aufgebrochen.